Der Botanische Garten der Universität Basel wurde 1589 von Caspar Bauhin gegründet ist damit einer der ältesten botanischen Gärten Europas. Ursprünglich befand sich der Garten unterhalb der heutigen alten Universität am Rheinsprung. Seit 1898 befindet sich der Garten auf dem ehemaligen Spalenacker im historischen Teil der Stadt Basel.
Im Garten gedeihen heute über 7500 verschiedene Pflanzenarten aus allen wichtigen Lebensräumen der Erde. Das sind fast dreimal so viele Arten, wie in Mitteleuropa wild vorkommen. Die Pflanzen sind in diversen Schauhäusern und Freilandanlagen das ganze Jahr über zu besichtigen.
In der Rubrik Pflanzen des Monats präsentiert das Gartenteam jeden Monat eine Auswahl an besonders sehenswerten und seltenen Pflanzen.
Auf der Seite Impressionen können Sie eine Auswahl von Bildern in hochaufgelöster Qualität abrufen. Bitte kontaktieren Sie die Fotografin Manuela Schwendener über ihre Website bezüglich Verwendung der Bilder für kommerzielle Zwecke.
Ausgewählte Pflanzenarten
Mit Blühhöhen von 8–10 Metern ist die Amerikanische Agave eine der grössten unter den etwa 200 Agaven-Arten. Sie stammt aus Mexiko und den Südstaaten der USA und kam bereits im 16. Jh. nach Europa. Heute ist sie in vielen Trockenregionen eingebürgert, so auch im Mittelmeerraum. Weil man annahm, dass die Pflanze erst nach 100 Jahren blüht, heisst sie englisch «Century Plant». So lange brauchen Wildpflanzen allerdings nicht für ihre Entwicklung, sondern etwa 10–12 Jahre.
Agave victoria-reginae gehört zu den kleineren Agaven-Arten, deren Blütenstände eine lange Walze bilden, aber keine keine Seitenäste (wie beispielsweise Agave americana). Dennoch erreichen diese Blütenstände ein Höhe von drei Metern. Wie bei allen Agaven-Arten stirbt die Mutterrosette nach der Blüte ab, das heisst: wenn keine Tochterrosetten vorhanden sind, stirbt die ganze Pflanze. Praktisch alle spiralig gestellten Pflanzenorgane sind nach Zahlen der Fibonacci-Reihe angeordnet, bei der jede Zahl aus der Addition der beiden Vorhergehenden resultiert: 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34 etc.
8/13-Spiralen sind häufig bei schmalblättrigen, dichten Rosetten. Werden die Blätter breiter, so kippt die Anordnung z. B. in ein 5/8-Muster. Werden sie noch schmaler, wäre ein 13/21-Muster zu erwarten.
Vorkommen
Im Unterwuchs tropischer Regenwälder in Südmexiko, Mittelamerika und Kolumbien.
Ökologie
Die Blüten werden im unteren Bereich des Stammes gebildet (Kauliflorie). In der Mitte der Blüte ist eine perfekteImitation eines Hutpilzes ausgebildet. Diese Struktur lockt Pilzmücken an, die ihre Eier normalerweise an Pilzen ablegen. Beim Abtasten der Pilzatrappe fallen die Mücken in eine enge, gattungstypische Kesselfalle. In dieser bleiben die Mücken bis zum Verwelken der Blüte gefangen. Beim Versuch sich zu befreien stossen die Mücken an die klebrige Narbe der Blüte, übertragen den mitgebrachten Pollen und bestäuben so die Blüte.
Vorkommen
Der Judasbaum kommt in den Mittelmeerländern bis nach Vorderasien vor. Er ist die einzige Art der Gattung in Europa. Die weiteren 9 Arten der Gattung Cercis kommen in trockenen und mediterranen Gebieten Nord-Amerikas, Zentral-Asien und Chinas vor.
Ökologie
Die Blüten des Judasbaums entspringen an älteren Ästen und Stämmen. Diese Form der Blütenbildung nennt sich Kauliflorie (Stammblütigkeit). Kauliflorie kommt in den Tropen häufig vor. In Europa ist diese Form der Blütenbildung sehr selten.
Namen
Eine Legende besagt, dass sich Judas nach seinem Verrat an Jesus an einem Judasbaum erhängt hat. Darauf ist der Judasbaum vor Scham errötet (aufgeblüht).
Palmfarne sind weder mit Palmen noch mit Farnen verwandt. Sie bilden im Pflanzenreich eine eigene Ordnung. Es sind ursprüngliche Pflanzen, welche bereits seit 300 Mio. Jahren auf der Erde leben.
Die bis 2.5 Meter langen gefiederten Blätter wachsen schubweise als Blattquirl aus dem Vegetationspunkt oben am Stamm. Wie die Blütenzapfen treiben die Blätter 1 bis 2 Mal pro Jahr und sind nicht auf unsere Jahreszeiten getaktet.
Der Cycas ist eine unserer ältesten Gewächshauspflanzen, welche bereits im 1898 erbauten Palmenhaus vorhanden war (dieses Palmenhaus wurde ca. 1958 abgerissen). 1967 wurde dann der Palmfarn in das damals neu errichtete Tropenhaus gepflanzt. Gut 50 Jahre später vor dem Abriss des baufälligen Tropenhauses 2018 wurde die mittlerweilen riesige Pflanzen mit einem Bagger ausgegraben und der mächtige Wurzelballen in einem Grosscontainer gepflanzt. Mit 2 Frontladern wurde der ca. 8 Tonnen schwere Palmfarn horizontal abgelegt und aus der demontierten Seitenwand des Gewächshauses auf einen Lastwagen verladen. Über 2 Jahre stand die Pflanze in einer mit Dachfenstern und künstlicher Belichtung ausgestatteten Lagerhalle bei einem Transportunternehmer in Muri AG. (Der Inhaber der Firma ist ein begeisteter Palmenliebhaber und machte dies möglich).
Der Rücktransport und das Einpflanzen im nun neu errichteten Tropenhaus erfolgte im März 2022, bevor die Seitenwand verglast wurde. Seither ist der Palmfarn gut angewachsen und bildet regelmässig neue Blattschöpfe. Speziell seither ist, dass er anstatt eines einzigen, 3-4 Vegetationspunkte entwickelt hat und am Stamm Brutknospen mit Jungpflanzen. Wir deuten das als gutes Zeichen der Wüchsigkeit und freuen uns sehr, dass wir unseres Palmfarn mit grossem Aufwand retten konnten. Die ganze Aktion kostete übrigens um die 25'000 CHF.
Die BZ berichtete am 24.04.2023 über diesen speziellen Palmfarnumzug Prachtexemplar wurde gezügelt.
Dieser mittelgrosse Strauch stammt aus Tieflandwäldern von Südmexiko, Guatemala, Belize und Honduras, die teilweise laubwerfend sind. Die Pflanze selbst ist immergrün und durch einen merkwürdigen Stockwerkbau ausgezeichnet: sie bildet Blattrosetten im Abstand von 10-20 cm (siehe Bild). Von Zeit zu Zeit verzweigt sie sich sternförmig aus diesen Rosetten, wobei nur Seitensprosse gebildet werden.
Die Blüten liegen im Zentrum dieser Blattrosetten. Sie sind moosgrün und daher trotz der beträchtlichen Grösse leicht übersehbar. Dass die fünf scharf geschnittenen Kronzipfel an Primeln und Aurikeln erinnern, ist kein Zufall: die Pflanzen sind miteinander verwandt. Sie wurden während langer Zeit als Parallelfamilie angesehen. Inzwischen wurden die Theophrastaceae, zu denen Dehereinia gehört hat, in die Primulaceae integriert.
Ein leicht beobachtbares Merkmal, welches die Primeln mit Dehereinia teilen, ist die Tatsache, dass die Staubblätter nicht zwischen den Kronzipfeln stehen, sondern direkt davor.
Deherainia blüht lange, in den Gewächshäusern meist im Zeitraum Januar–April. Die Pflanzen setzten keine Früchte an, lassen sich jedoch leicht als Stecklinge vermehren. Unser Exemplar stammt von Stecklingen aus dem Botanischen Garten Tübingen. In Botanischen Gärten ist dieses Gehölz beliebt, weil es von klein auf blüht.
Die Blüten sind zwittrig. In der ersten Phase stehen alle Staubblätter im Blütenzentrum und sind dem Griffel angelagert. Die Staubbeutel öffnen sich nach aussen und geben jetzt den Pollen ab. Später bewegen sich die Staubblätter eines nach dem anderen nach aussen (siehe Bild) und liegen zuletzt als Fünferstern auf den Kronblättern.
Freycinetien sind kleine bis mittelgrosse Kletterpflanzen, die teilweise auch selber stehen können.
Die roten Organe sind nicht die eigentlichen Blüten, sondern nur deren «Verpackung», die zum jetzigen Zeitpunkt noch geschlossen ist. Es sind gefärbte Hochblätter, ähnlich wie beim Weihnachtsstern. Diese Blütenstände stehen am Ende der dünnen, langen Zweige. Sie sind zweihäusig (d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen). Im Tropenhaus kommen die Blüten jedoch meist gar nicht vollständig zum Blühen. Die Blütenstände sterben ab, bevor sie ganz geöffnet sind.
Die Gattung Freycinetia ist mit Pandanus (Schraubenbaum) verwandt. Die Blätter stehen bei beiden Gattungen dreizeilig, besonders deutlich sichtbar bei den rot gefärbten Hochblättern. Bei Pandanus stehen die Blätter dicht gedrängt, bei Freycinetia locker an gestreckten Internodien.
Die Art stammt von der Insel Luzon (Philippinen) und wächst in Regenwäldern des Tieflandes und der unteren Bergstufe.
Normalerweise stehen Heliconia-Blütenstände aufrecht und füllen sich mit Regenwasser. Bei Heliconia rostrata hängen sie, so dass Blüten samt Nektar durch ein gelbrotes Dach geschützt werden.
Die Hauptverbreitung dieser reich blühenden Art erstreckt sich im andennahen Amazonasbecken von Ecuador bis Bolivien. Dort sind Kolibris als Bestäuber besonders häufig. Sie ist auch in ihrer Heimat beliebt als Gartenpflanze, die vor allem angepflanzt wird, um die agilen Vögel anzulocken.
Tulpenbäume sind mit Magnolien verwandt. Typisch für beide Gattungen sind grosse, farbige Blüten, die einzeln am Ende der Zweige stehen. Die Tulpenbaumblüten fallen jedoch wegen ihrer blassgrünen Grundfarbe erst aus der Nähe auf.
In den Blattknospen werden die jungen Blattanlagen von grossen Nebenblättern (Stipeln) eingehüllt und geschützt. Die Blattspreite ist entlang der Mittelrippe gefaltet. Bei der Entfaltung entsteht die charakteristische Einbuchtung an der Spitze der Spreite.
Lotus ist eine subtropische Wasserpflanze aus Asien, die im Winter ihre Blätter abwirft. Sie ist bei uns auf Winterschutz angewiesen. Für die Blütenbildung benötigt sie eine gewisse Anzahl Tage bzw. Stunden mit Wassertemperaturen über 20 Grad.
Die Pflanze ist die Nationalblume von Indien und Vietnam. Rhizome und Samen spielen eine grosse Rolle in der asiatischen Küche. Die Blüten haben im Hinduismus und Buddhismus eine hohe symbolische Bedeutung.
Die Welwitschie ist nach ihrem Entdecker Friedrich Welwitsch benannt, der dieser aussergewöhnliche Pflanze erstmals im Jahre 1859 in der Nähe von Cabo Negro in Südwestafrika entdeckte. Sie ist in den trockensten Gebieten Namibias heimisch und extrem selten. An Wildstandorten wächst sie bei einer mittleren Jahrestemperatur von 28°C und weniger als 100 mm Niederschlag.
Obwohl sie tausend Jahre alt werden kann, bildet sie nur ein einziges Blattpaar aus, das an ihrem Grund lebenslang wächst - ein Unikum im Pflanzenreich.
Die Welwitschie ist zweihäusig getrenntgeschlechtig, es gibt also weibliche und männliche Pflanzen. Im Namibiahaus des Botanischen Gartens gibt es je eine weibliche und männliche Pflanze.